Diesen Spruch fand ich immer so nett, tröstlich und hoffnungsvoll, dass ich mir überlegte, ihn als Markenzeichen, als Dauer-Verabschiedungsformel zu gebrauchen.
Aber manchmal zweifle ich - an allem und jedem und nicht zuletzt an genau diesem Spruch.
Seit Wochen, nein schon eher seit Monaten, begleitet mich das Thema Tod, Krankheit, Behinderung und und und.... Ich weiß gar nicht mehr, wie ich an dieses Thema im Internet geriet - doch - es fällt mir gerade ein - es war ein Gespräch mit einer Freundin über Sterilisation - wodurch ich zum Thema Kinder - Behinderung - Tod diverse Seiten und Blogs fand.
Vielleicht resultierte es auch nicht zuletzt durch den Tod meines Vaters im März diesen Jahres, dass ich an diesem Thema hängenblieb. Nun ist es ja so, dass der Tod eines Elternteils zwar durchaus schmerzlich, aber auch in gewisser Weise normal ist, wenn man selbst und die Eltern ein gewisses Alter erreicht haben.
Trotzdem hat es vieles von der Vergangenheit hochgespült - nicht sofort - nein eher jetzt, Monate später. Vor 22 Jahren habe ich meinen ersten Ehemann beerdigen müssen (ich erwähnte es ja schon), noch relativ jung verheiratet und ganz junge Mutter - unser Sohn war gerade mal knapp 8 Monate alt. Es war eine schwere Zeit, mein sowieso nur gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl hatte ich mit dem Sarg und meinem Mann im Boden versenkt, so schien es mir. Erschwerend kam noch hinzu, dass ich in Frankreich lebte zu der Zeit - naja wenigstens im Elsaß - da ist manches mal die Sprachbarriere nicht ganz so groß - es mussten viele Behördengänge gemacht werden. Welche, weiß man im Regelfall ja nicht mal im eigenen Land - im Ausland ist die Unwissenheit dessen, was notwendig ist dann noch viel größer. Ich war sehr verängstigt, wusste erstmal nicht wie und wovon ich leben sollte, was ich alles erledigen musste.
Trotzdem musste es ja irgendwie weitergehen und da ich nicht so der Verdrängungstyp bin - habe ich mich damals viel und lange mit dem Thema Tod auseinandergesetzt. Alle möglichen Bücher gelesen, viel darüber gesprochen, mir viele Gedanken gemacht.
Relativ bewusst habe ich die verschiedenen Phasen der Trauerarbeit durchlaufen und auch wieder ins Leben zurückgefunden. Zurück in Deutschland fand ich auch wieder vernünftige Arbeit. 2 "Fehlversuchen jedenfalls - dass es Fehlversuche waren stellte sich im Nachhinein auch wieder als Glück heraus, denn so fand ich zu der anschließenden Arbeitsstelle.
Damals - auch schon vor dem Tod meines Mannes - fühlte ich mich oft dem Leben hilflos ausgeliefert, gleich einem Blatt im Wind, das überall hin geweht werden kann. Ich fand das sehr beängstigend, entmutigtend und ließ mich oft am Leben und dem Sinn zweifeln und verzweifeln. Ebenso, wie ich an Gott und meinem Glauben zweifelte.
Im Laufe der Zeit fand ich jedoch neue Sichtweisen, mit den Dingen umzugehen. Der Lebensmut und die Freude kamen zurück - ja sogar mehr Mut und (Selbst)Sicherheit als je zuvor.
Und nun - nach so langen Jahren, ist da wieder ein Phase voll Schmerz, Angst, nicht-mehr-weitermachen-wollen, keine-Lust-mehr-haben, das Gefühl ich stecke im tiefen schwarzen Sumpf und komme da kaum noch raus. Und - finde mich (bescheuerterweise denke ich mir so im ersten Moment) auf Blogs und in Foren, wo es um nichts anderes geht.
Trotzdem - es ist wie eine Sucht - weiß der Himmel weshalb. Die Angst ist da, wie soll/werde ich damit umgehen können, dass ich, je älter ich werde, umso öfter mit Tod, Leid, Alter und Lebensende konfrontiert werde und wie ich damit umgehen soll. Interessanterweise - ich war gestern auf Bitten meiner Mutter mir ihr in der Kirche - war genau das das Thema der Predigt.
Und dann - langsam - kommt da etwas Licht daher.
Ich finde so viele Blogs mit Menschen, denen ähnlichen Gedanken durch den Kopf gehen. Es ist erstaunlich, was sich im Netz findet, wie oft ich mich selbst wiederfinden kann, bei Menschen die ich nicht kenne, noch nie gesehen habe, mit denen ich noch kein Wort gewechselt habe. Nicht nur erstaunlich - auch tröstlich, hilfreich und befreiend.
So langsam, ganz langsam, habe ich das Gefühl aus meinem Sumpf wieder aufzutauchen - in dem ich glaubte mich zu befinden, wo das LEBEN an sich schmerzt, schwer und zäh ist, Angst macht und mutlos.
Ich habe das Gefühl aufzutauchen, wieder leichter atmen zu können, wieder spüren zu können,wie glücklich und zufrieden bin mit meinem Leben doch bin. Vielleicht brauche ich solche Phasen, damit ich danach wieder die Leichtigkeit, die Freude und das Glück spüren kann, gestärkt, voller Mut und Vertrauen mein Leben genießen kann, mit allen Facetten des Seins.
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